Es sieht gut aus für die Hemsbacher Bücherwürmer:
Auf Initiative von Dr. Christiane Boschert, Vorsitzende des Fördervereins KunstPlatz, und Michel Spicka wurde ein Treffen mit dem Mannheimer Künstler Motz Tietze am abgebrannten Bücherschrank verabredet. Für die Vorsitzende Boschert war von Beginn an klar, dass wir für diesen Standort „wieder einen bauen.“
Der Künstler Motz Tietze hat vor etwa sieben Jahren mit Schülerinnen und Schülern der Friedrich-Schiller-Gemeinschaftsschule und der Maria-Montessori-Schule „mehrere tolle Modelle“ entworfen und ihren Favoriten anschließend in den Werkräumen der Schule während der Sommerferien gebaut. „Mir ist noch immer die spannende Aufgabe und die Zusammenarbeit mit den Kindern in Erinnerung“, berichtet Motz Tietze: „Ich war erschrocken und verärgert über diese absurde Idee und frage mich, war es reiner Übermut oder eine bewusste Aktion.“ Ex-Vereinschef Michel Spicka ist überzeugt, dass es sich um einen gezielten Anschlag handelt, denn „Bücher brennen nicht so leicht, zumal sie in dem Schrank ein wenig feucht sind.“
Die Besichtigung des durch Vandalismus zerstörten Schrank ergab, dass er teilweise noch reparabel ist. Die Gesprächsrunde, an der Bürgermeister Jürgen Kirchner teilnahm, beschloss: der Schrank soll wieder hergerichtet werden. German Braun, der ursprünglich die Initiative zu diesem Objekt ergriffen hatte, wünscht sich, dass „das künstlerische Element nicht verändert werden sollte.“ Im Atelier von Tietze wird der Korpus, der vom Bauhof nach Mannheim transportiert wird, aus Aluminiumblech und das Dach aus einem „witterungsbeständigen und schwer entflammbaren“ Kunststoff gebaut. Vorteil ist, so Tietze, dass das Grundgestell noch in verwertbaren Zustand sein wird.
Der Beschluss gilt. Was Bürgermeister bereits angesichts des zerstörten Objektes im letzten Gespräch angedeutet hatte, dass „dort wieder ein Bücherschrank hin muss“, wurde jetzt konkret. Motz Tietze wird „sein, mit Schülerinnen und Schülern gebautes Kunstwerk mit praktischem Nutzen reparieren“. Wenn vom Mannheimer Künstler, der nach dem Gespräch sofort „Maß nahm“, das Kostenangebot vorliegt und die Rückmeldung der Versicherung eingegangen ist, wird die zeitnahe Reparatur sicher nicht an der Finanzierung scheitern.
Der Mannheimer Tietze ist in Hemsbach kein Unbekannter. An mehreren Symposien, die der KunstPlatz seit 2011 durchgeführt hat, war der Mannheimer beteiligt. Am Wiesensee-Rundweg installierte er beim ersten Symposium das Werk „Dialog“ und zwei Jahre später die „Himmelsstürmer“ am EDEKA-Parkplatz. Mit Schülerinnen und Schülern „baute“ er nicht nur den Bücherschrank sondern begleitete die Jugendlichen im Rahmen eines Kunstprojektes nach Bray-sur-Seine, wo eine Mauer im dortigen Schwimmbad, gemeinsam mit französischen Schülern, künstlerisch gestaltet wurde. Beim Gegenbesuch der französischen Gruppe wählten die Jugendlichen auf der alla hopp!-Anlage eine Wand zur Verschönerung. (bn)